DPDR überwinden: Wie du durch gezielte Neuausrichtung deines Fokus Angst und Depersonalisation besiegst
Wenn du dich auf etwas fixierst – so wie ich es bei meiner DPDR (Depersonalisation/Derealisation) gemacht habe – kann das schnell dein ganzes Leben bestimmen. Dein Fokus geht komplett auf diesen Bereich über, und wo der Fokus hingeht, fließt auch deine Energie hin. Das lässt sich neurologisch erklären: Im Hirnstamm haben wir das sogenannte retikuläre Aktivierungssystem (RAS). Es ist eine Art Filter, der bestimmt, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken. Ein klassisches Beispiel: Du kaufst ein neues Auto, und plötzlich siehst du dieses Modell überall. Das gleiche gilt, wenn du schwanger bist – auf einmal nimmst du andere schwangere Frauen wahr, obwohl sie immer schon da waren. Diese Dinge sind nicht plötzlich mehr vorhanden, sondern dein Fokus hat sich einfach verschoben.
DIE MACHT DES FOKUS: WIE DU DEIN GEHIRN TRAINIERST
Das Spannende dabei ist, dass der Fokus nicht nur bestimmt, was du wahrnimmst, sondern auch, wie dein Gehirn darauf reagiert. Das Gehirn ist hochplastisch, das bedeutet, es passt sich ständig an und baut Verbindungen neu auf oder stärkt bestehende. Wenn du dich also ständig auf DPDR und deine Angst konzentrierst, werden genau diese neuronalen Verbindungen immer stärker. Dein Gehirn wird regelrecht darauf trainiert, diesen Zustand noch präsenter zu machen. Ähnlich wie bei einem Muskel, den du trainierst – je mehr du ihn benutzt, desto stärker wird er.
Das erklärt auch, warum DPDR sich so „festsetzt“. Du hast dein ganzes Leben lang gedacht, jeden Tag, jede Sekunde – aber jetzt ist der Fokus so sehr auf deinen Gedanken, dass sie dir plötzlich fremd erscheinen. Dieses übermäßige Bewusstsein für deine Gedanken verstärkt das Gefühl von Unwirklichkeit, das DPDR ausmacht.
FOKUS KANN ZUM PROBLEM WERDEN
Wenn du dich auf etwas fokussierst, folgst du dieser Richtung. Ob du etwas willst oder nicht willst – das Gehirn macht keinen Unterschied. Stell dir vor, du versuchst, nicht an einen rosa Elefanten zu denken. Was passiert? Du denkst an einen rosa Elefanten. Dein Gehirn kann das „Nicht“ nicht gut verarbeiten. Deshalb ist der Versuch, etwas loszuwerden, wie DPDR oder Angst, oft kontraproduktiv. Du lenkst deinen Fokus auf das Problem und verstärkst es dadurch unbewusst.
Was passiert also bei DPDR? Man will diesen Zustand loswerden, man will keine Angst mehr spüren. Aber das führt dazu, dass man sich noch mehr darauf konzentriert. Wie bei mir: Ich habe angefangen, im Internet zu recherchieren, Ärzte aufzusuchen, Foren zu durchforsten – mein Fokus war komplett auf DPDR gerichtet. Jeden Morgen wachte ich auf und fragte mich sofort: „Ist sie noch da? Wie sieht es heute aus?“ Und so wurde DPDR immer mehr zum Mittelpunkt meines Lebens.
WARUM STRATEGIEWECHSEL WICHTIG IST
Was mich letztlich rausgebracht hat, war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich meine Strategie ändern musste. Im Geschäftsleben kennt man das: Wenn etwas nicht funktioniert, musst du deinen Ansatz ändern. Das Gleiche gilt auch für unser Denken. Wir sind anpassungsfähig – unser Gehirn und unsere Gedanken sind formbar. Nichts, was wir denken, ist in Stein gemeißelt. Aber genau das habe ich lange nicht erkannt. Stattdessen steckte ich monatelang fest, ohne zu merken, dass ich immer wieder das Gleiche tat und auf andere Ergebnisse hoffte.
Hier kommt eine wichtige Erkenntnis ins Spiel: Das, worauf du deine Absicht richtest, bestimmt, in welche Richtung dein Gehirn arbeitet. Unser präfrontaler Kortex – der Teil des Gehirns, der für Planung und Entscheidung zuständig ist – reguliert, was wir denken und tun. Wenn du dich fragst: „Wie werde ich DPDR los?“, sucht dein Gehirn nach Lösungen für dieses Problem. Aber die Frage selbst hält dich im „Problemmodus“ fest. Stell dir dagegen eine andere Frage: „Wie kann ich ein Leben führen, das mich erfüllt?“ Diese Frage aktiviert dein Gehirn auf eine andere Art – es sucht nach Lösungen, die auf eine positive Zukunft ausgerichtet sind. Der präfrontale Kortex spielt hier eine Schlüsselrolle, da er etwa 40 % deines Gehirns ausmacht und mit allen anderen Bereichen vernetzt ist.
NEUE FRAGEN, NEUE LÖSUNGEN
Die Fragen, die du dir stellst, sind entscheidend. Du kannst dir das vorstellen wie eine Suchmaschine: Was du eingibst, bestimmt die Ergebnisse, die du bekommst. Fragst du ständig: „Warum fühle ich mich so schlecht?“, dann wird dein Gehirn nach Gründen suchen, warum du dich schlecht fühlst. Fragst du aber: „Wie kann ich mich JETZT GERADE (egal wie schlimm die Umstände eben sind und ob ich sie gerade verändern kann oder nicht) besser fühlen?“, wird dein Gehirn nach Lösungen suchen, um das zu erreichen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Macht des inneren Bildes. Wenn du dir deine Zukunft vorstellst, wie du gesund, glücklich und erfüllt bist, beginnt dein Gehirn, darauf hinzuarbeiten. Dein Nervensystem reagiert sogar physisch darauf: Wenn du dir positive Szenarien ausmalst, wird dein parasympathisches Nervensystem aktiviert – das System, das für Entspannung und Heilung verantwortlich ist. Es gibt unzählige Studien, die zeigen, wie mächtig diese inneren Bilder sind. Der Placebo-Effekt ist das perfekte Beispiel dafür: Menschen, die glauben, dass sie geheilt werden, spüren oft echte Verbesserungen, selbst wenn sie nur eine Zuckerpille bekommen haben.
DURCHHALTEN TROTZ RÜCKFÄLLEN: NEURONALE VERÄNDERUNGEN BRAUCHEN ZEIT
Natürlich ist das alles nicht sofort wirksam. Unser Gehirn ist stark geprägt von unseren bisherigen Erfahrungen. Bei mir waren die neuronalen Verbindungen, die Angst und Panik auslösen, jahrelang gestärkt worden. Das bedeutet, dass selbst wenn ich kurzzeitig positive Gedanken hatte oder mich durch Achtsamkeit beruhigte, die alten Muster oft wieder durchbrachen. Plötzlich war die Angst wieder da, begleitet von körperlichen Symptomen wie Schwindel oder Rückenschmerzen. Das nennt man eine neurale Rückkopplung: Dein Gehirn fällt in alte Muster zurück, weil sie lange Zeit dominant waren.
Das liegt daran, dass das Gehirn immer darauf ausgerichtet ist, schnell zu reagieren, besonders wenn es um potenzielle Gefahren geht. Diese „Gefahrenzentrale“ im Gehirn, die Amygdala, ist dafür verantwortlich, uns vor Bedrohungen zu warnen. Bei DPDR und Angststörungen ist die Amygdala oft überaktiv. Sie reagiert auf normale Situationen, als wären sie gefährlich, und schickt dein Nervensystem in einen Alarmzustand. Das führt zu den typischen Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen oder Schwindel – als ob du vor einer echten Bedrohung fliehen müsstest, obwohl keine da ist.
KONDITIONIERUNGEN DURCHBRECHEN
Warum ist es so schwer, diese Muster zu durchbrechen? Wir leben in Widersprüchen: Einerseits wollen wir frei von Angst sein, andererseits haben wir uns über Jahre hinweg auf genau diese Ängste konditioniert. Diese Konditionierungen sitzen tief in unserem Nervensystem. Du hast dir über Jahre angewöhnt, auf bestimmte Gedanken und Situationen mit Angst zu reagieren. Dein Gehirn funktioniert dann quasi auf Autopilot – es greift auf die alten Muster zurück, weil sie vertraut sind.
Die Arbeit, die du leisten musst, besteht darin, diese alten Muster immer wieder zu hinterfragen und neu auszurichten. Es geht darum, deinem Gehirn beizubringen, dass diese alten Ängste nicht mehr notwendig sind. Und das erfordert Geduld und Durchhaltevermögen. Jedes Mal, wenn du dich wieder auf die negativen Gedanken fokussierst, darfst du, wenn es dir auffällt, bewusst gegensteuern und deinen Fokus neu setzen. Das ist harte Arbeit, aber sie lohnt sich.
DIE KRAFT DES DURCHHALTENS: NEURONALE VERBINDUNGEN VERÄNDERN
Dein Gehirn braucht Zeit, um neue neuronale Verbindungen zu bilden und alte Muster abzubauen. Aber das Faszinierende am Gehirn ist seine Plastizität: Es kann sich immer wieder verändern. Egal wie lange du schon unter DPDR oder Angst leidest, du kannst diesen Zustand hinter dir lassen, wenn du bereit bist, die nötige Arbeit zu leisten.
FAZIT: SCHRITT FÜR SCHRITT ZU EINEM NEUEN LEBEN
Für mich war es ein langsamer, aber kontinuierlicher Prozess. Ich habe gelernt, dass die Heilung nicht in einem „Aha-Moment“ liegt, sondern in der täglichen, kleinen Veränderung des Fokus. Es geht darum, jeden Tag ein bisschen mehr die Gedanken und Gefühle zu pflegen, die du haben möchtest, anstatt auf das zu schauen, was du loswerden willst. Und mit der Zeit führt genau das dazu, dass du frei wirst – frei von DPDR und frei von den Mustern, die dich festhalten. Und ja, es ist dabei okay, dass es sich Fake anfühlt oder mal nicht richtig. Dazu erzähle ich dir gerne bald mehr, wenn ich darüber spreche, wieso uns unsere emotionalen Erfahrungen in vielerlei Hinsicht täuschen können...